Digitalisierung und Schule

Rückblick auf unseren 10. Themenabend.

Wir haben am 5.7.2018 in Köln den Medienwissenschaftler Prof. Dr. Ralf Lankau von der Universität Offenburg zum Thema „Digitalisierung und Schule“ gehört.
Digitalisierung wurde – wie manch einer vielleicht erwartete – keinesfalls verteufelt. Ganz klar erkennbar jedoch und eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Fundiertes Wissen geht vor Handeln und der allgegenwärtige Ruf nach Digitalisierung sollte zielgerichtet hinterfragt und in die richtigen pädagogischen Bahnen gelenkt werden!

Der Vortrag brachte manche unserer vorgefassten Meinungen ins Wanken. Prof. Lankau führte nämlich aus, dass die EU-weit geltende Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) trotz aller Kritik doch Sinn macht (Datenschutz ist Grundrechteschutz) und Programmieren lernen das logische Denken fördert, aber das geht auch ohne PC, denn als Einstieg in die Informatik ist es erst einmal wichtiger, sich das richtige Denkwerkzeug anzueignen. Dies lernt man z.B. spielerisch mit „CS Unplugged“ (https://csunplugged.org/en/).

Zu der offiziellen Pressemitteilung der gemeinsamen Veranstalter gelangen Sie hier.

Wir möchten Ihnen auch in Anbetracht der anstehenden Elternabende noch einige
wichtige Fakten, Fragen und Forderungen mit auf den Weg geben, falls das Thema „Digitalisierung“ in der Klasse Ihres Kindes zur Sprache kommt:

FAKTEN:

Tablets und Smartphones gehören nicht in den Unterricht. Valide belegt ist ihr großes Ablenkungspotential. Es sind „Geräte der Unterhaltungselektronik für Erwachsene“ (Steve Jobs) – unkontrollierter Datenverkehr kann nicht verhindert werden. Deshalb gehören sie gemäß der DGSVO von Mai 2018 NICHT in den Unterricht.
Datenschutz bieten geschlossene örtliche Netze (Intranet), zeitweise gezielter, kabelgebundener Internetzugang über verschlüsselte Datenleitungen, das Prinzip Edge Computing statt Cloud, d. h. sensible Daten werden nur lokal und offline generiert und verarbeitet.
Recherchestrategien und Quellenvalidierung sind Grundlagen einer qualitätvollen Internetarbeit. OER (open Education ressources) sind Einfallstore für Lobbyisten.

FRAGEN:

Was sollen die Schüler in bezug auf „Digitalisierung“ genau lernen?
Werden Daten von Schülern, z. B. Lernprofile gespeichert? Wer hat darauf Zugriff, ausserhalb der Schule?
Werden die Daten wieder gelöscht (Recht auf Vergessen)?
Netzzugang über Kabel oder WLAN?
Wird die DSGVO eingehalten?

FORDERUNGEN an die Schule:

Keine zentrale Schulcloud, Intranet (lokale Datenhaltung) statt Internet (Stichwort Edge Computing)
Datensparsamkeit statt umfangreicher Profilierung von Schülern (learn analytics)
keine langfristige und unkontrollierte Speicherung von Lernbiographien
Unterrichtsvorbereitung durch den Lehrer mittels vorherigen Herunterladens von Dateien
Vermittlung von informationstechnischem Wissen und Können mittels Arbeiten an Desktop oder Laptops, statt Tablets oder Smartphones
Unix/Linux als Betriebssystem statt Android, MacOS oder Windows
begrenztes Arbeiten im Netz
Open Source Software statt Softwareleasing in der Cloud
Verschlüsselung von Daten und Verbindungen

FORDERUNGEN an die Politik:

Lehrerfortbildung und altersadäquate didaktische Konzepte
Vom Bundesland betriebene Bildungsserver, auf denen staatlich geprüftes Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt wird
Keine ausschliessliche Beratung von Politikern durch Anbieter der Global Education Industrie (GEI)
Bereitstellung von Webadressen, die als qualifizierte Informationsanbieter staatlich geprüft sind (white lists) / nutzbar von Schülern über gesicherte Leitungen
Dies sind nur Stichpunkte, das Thema ist komplex. Wer sich tiefergehend damit beschäftigen möchte, dem sei die hervorragende Webseite unseres Referenten empfohlen. Hier werden weitergehende Fragen anhand zahlreicher Publikationen umfassend beantwortet: lankau.de