Leihmutterschaft

Das Recht auf körperliche Unversehrtheit, das ein Menschenrecht ist, wird neu bewertet. 

Ein Satz, der in diesem Jahr für eine große Kontroverse und vor allem Kopfschütteln gesorgt hat, stammt aus einer Veröffentlichung von kolumbianischen Ärzten, die einen Vorschlag zur Leihmutterschaft festgelegt haben. Ihr Vorschlag: „Die Körper von Frauen mit einem Hirnfunktionsausfall könnte man verwenden, um „kinderlosen Paaren“ durch Leihmutterschaft zu helfen, um „ihre Gebärmütter nicht zu verschwenden“. „Wir wissen, dass diese Frauen Schwangerschaften bis zum Ende austragen können – warum sollten Schwangerschaften nicht eingeleitet werden, um kinderlosen Paaren zu helfen?“. Um zu dieser Schlussfolgerung zu gelangen, habe man sich auf die Arbeit von Anna Smajdor von der Universität Oslo gestützt, die in der Zeitschrift Theoretical Medicine and Bioethics das Konzept der „Ganzkörper-Gestationsspende“ für Patienten mit einer Hirnfunktionsausfall entwickelt. In dem Text (der inzwischen zurückgezogen wurde), hieß es: „Frau Smajdor argumentiert, dass diese Frauen als Schwangerschaftssurrogate eingesetzt werden könnten, sofern sie eine Patientenverfügung gemacht haben“.

Mit diesem Satz kann man verstehen, wie verdreht die Leihmutterschaft in Wirklichkeit ist. Es geht hier um die Erfüllung von Kinderwünschen, koste es was es wolle. Moralische Argumente oder Medizinische Standards werden über Bord geworfen. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit, das ein Menschenrecht ist, wird neu bewertet. 

Die Leihmutterschaft ist zu einem internationalen Wirtschaftszweig geworden, an dem nicht nur die Wunscheltern und die Leihmütter beteiligt sind, sondern oft auch eine Reihe von Vermittlungsagenturen und Anwälten, die bei dem Verfahren behilflich sind und die natürlich für ihre Dienste Geld verlangen.

Und so einfach geht es in manchen Ländern: Ein All-inclusive-Paket für ein Baby kostet etwa 65.000 US Dollar in Kolumbien, 62.000 US Dollar in Laos oder 85.000 US Dollar in Russland. Darin enthalten sind Anwaltskosten, Hotels, die Suche nach einer Leihmutter und das Management ihrer Schwangerschaft.

Es gibt dort auch Websites, auf denen man sich anmelden und die Rolle wählen kann, die man spielen möchte, ob als Alleinerziehende, alleinerziehende Mutter, homosexuelles oder heterosexuelles Paar.

Völlig ignoriert wird die Wahrnehmung einer Leihmutter, die ihr Kind zur Geburt am liebsten nicht sehen will, um sich später nicht daran erinnern zu können, wie ihr Kind aussah; oder das Empfinden eines Kindes, das früher oder später wissen möchte, wer seine biologischen Mutter ist, das auf der Suche nach seiner Identität ist.

Dieses Geschäft mit dem Körper der Frauen ist definitiv kein gutes Zukunfsmodell. Die Legalisierung der Leihmutterschaft in Deutschland kann zu einer völligen Öffnung und zu Konsequenzen führen, wie sie die kolumbianischen Ärzte noch in diesem Jahr festlegen wollten. Ein Sohn oder eine Tochter sind im besten Fall ein Kind der Liebe und unverkäuflich, Eltern bestenfalls auch.

Andrea Heck

Andrea Heck ist Mutter von drei Kindern und Juristin. Sie ist die Landesvorsitzende des Elternvereins Nordrhein-Westfalen, die Stv. Vorsitzende der Stiftung für Familienwerte und Mitgründerin von wertevollwachsen e.V.